Zunftreise 2014
Pünktlich fanden sich die Teilnehmer an unserer Reise auf der Schützenmatte ein. Ein Kollege verspätete sich zwar geringfügig, doch dank kräftiger Unterstützung durch zwei Kameraden konnte seine kleine Verspätung rasch eingeholt werden. Obwohl sich eine Rekordzahl von nicht weniger als 17 Ehrenzünftlerinnen und Ehrenzünftler abgemeldet hatten, durften wir immer noch 26 Teilnehmende an der diesjährigen Reise zählen. Schön wäre natürlich gewesen, wenn wir alle der potentiell 45 Mitreisenden im Car hätten begrüssen können. Sogar dann wären noch einige Plätze im komfortablen Car der Firma NIEDERHAUSER frei geblieben. Die dramatischste aller Abmeldungen war jene unseres Präsidenten. Drei Tage vor unserer Reise hatte er einen Herzinfarkt erlitten. Glücklicherweise wurde dies rasch diagnostiziert und schon kurz nach der Abfahrt durften wir von ihm direkt aus dem Inselspital via Handy und über die Lautsprecher im Car vernehmen, dass Henri das Spital schon heute wieder verlassen kann und dass er sich auf dem Weg der Besserung befindet. Was das Fehlen des Präsidenten dennoch für Folgen hatte, soll hier später noch berichtet werden.
Nach ca. einstündiger Fahrt via Murten und die A1 bis Avenches, umkreisten wir in grossem Bogen den Mont Vully, um in der Auberge La Sauge, beim SVS-Naturschutzzentrum des Schweizer Vogelschutzes am Rande der Grande Cariçaie, den Kaffeehalt zu geniessen. Nach der Stärkung mit Kaffee und Gipfeli gings weiter. Zunächst Richtung Neuenburg, dann auf der A5 unter der Stadt hindurch und via Peseux ins Val de Travers, wo uns schon bald der gewaltige Rundbogen des Creux du Van begrüsste. Kurz nach Travers bogen wir ab zur Stätte von La Presta, wo sich hinter dem Café des Mines ein kleines Museum mit Boutique und die ehemaligen Asphaltminen verstecken. Kaum angekommen, nahm uns ein Führer in Empfang, um zuerst alle Mitreisenden durch das Museum zu führen und anschliessend die Mutigen und Kälteresistenten in die Minen mitzunehmen. Wir erfuhren Erstaunliches über ein Werk, das während rund drei Jahrhunderten bis 1986 den Ruhm des Val de Travers in die ganze Welt verbreitete und wohl nicht zuletzt für Fortschritt und Wohlstand vieler Orte in Europa und Übersee gesorgt hat.
Zum Mittagessen verpflegten wir uns, wie einst die Arbeiter in den Minen, mit Schinken, der in Asphalt gekocht und warm gehalten wird, grünen Bohnen und feinem Kartoffelgratin.
Nach zwei Uhr reisten wir das kurze Stück weiter nach Couvet, wo wir uns in der Distillerie von „La Ptite“, Caudentia Personz, in fast alle Geheimnisse der Absinthe-Brennerei einweihen liessen. Anschliessend konnten wir uns bei einer Degustation von den Künsten der Brennerin, die als Nicht-Einheimische von ihrer Schwieger-Grossmutter in die Kunst der Absinthe-Produktion eingeführt worden war, überzeugen. Kurz vor 16.00 Uhr nahmen wir wir dann wieder Platz im Car und reisten via Serrières – Neuenburg – Thielle – Ins und Siselen nach Aarberg, wo wir eine kleine Pause bei einem Kaffee oder einem Bierchen einlegten.
Unterwegs, dieses Geheimnis möchte ich Euch nicht vorenthalten, klingelte mein Handy. Es war die Konkurrenz-Distillerie von „La Ptite“. Eine aufgebrachte Mme. Bugnon teilte mir mit, dass man immer noch auf den Besuch unserer Gesellschaft warte. Grund dafür war ein Missgeschick, das mir passierte: Nachdem ich erfahren hatte, dass Henri Florio wegen seines Herzinfarkts die Reise nicht selber leiten würde, hatte ich mich telefonisch vergewissert, dass alle Reservationen klappen würden. Dabei erwischte ich dummerweise die Telefonnummer der Konkurrenz von „La Ptite“, wo man natürlich nichts von einer Reservation wusste, worauf ich den vermeintlichen Fehler sofort korrigierte. Nachdem ich am Telefon versprochen hatte, bei einer nächsten Reise ins Val de Travers dann die Distillerie „Artemisia“ zu berücksichtigen, liess sich die Dame beruhigen. Wer weiss, mit welcher Gesellschaft wir vielleicht dort noch einmal vorbei kommen werden.
Unsere abwechslungsreiche, schöne Reise hatte durchwegs bei strahlendem Reisewetter stattgefunden. Erst kurz vor Ende des Ausflugs wurden wir daran erinnert, dass dies in diesem verregneten Sommer nicht selbstverständlich war. Wie geplant erreichten wir die Schützenmatte wieder um ca. 18.15 Uhr.
Wir danken Chauffeur Res Egli für die wie immer um- und vorsichtige Fahrweise und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern fürs Mitkommen und wir freuen uns heute bereits auf die Zunftreise 2015.
Urs P. Zumbrunnen